Graspapier – Die nachhaltige Alternative zu herkömmlichem Papier

Papier und Karton sind für uns sehr wichtige Güter, und wir alle brauchen Unmengen davon. Egal ob der Drucker im Büro, die Verpackung von Früchten und Gemüsen in der Migros oder der Pizzakarton, täglich sind wir auf Papier und Karton angewiesen. Aber nicht nur Privatpersonen, sondern und vor allem auch Unternehmen können nicht auf diese wichtigen Güter verzichten. Um die enormen Ausmasse aufzuzeigen, eignet sich folgendes Beispiel von Zalando sehr gut. Zalando lieferte im Jahr 2016 laut einer Schätzung der Schweizer E-Commerce-Beratungsfirma Carpathia rund 7,5 Millionen Pakete in die Schweiz, und rund 4,5 Millionen davon wurden von den Zalando-Kunden wieder nach Deutschland retourniert. Dies ergibt ein Total von 12 Millionen Paketen – und dies von nur einer Unternehmung! Und die Tendenz ist steigend (Carpathia, 2017). Gemäss WWF liegt der durchschnittliche Papierverbrauch von 2015 in der Schweiz bei 194 Kilogramm pro Kopf. Zwar ist diese Zahl in den letzten Jahren etwas zurückgegangen, jedoch verbrauchen wir immer noch zu viel Papier. Denn der weltweit durchschnittliche Papierverbrauch liegt bei lediglich 57 Kilogramm pro Kopf, also deutlich unter dem Schweizer Verbrauch (WWF, 2018).

Der Rückgang in den letzten Jahren ist unter anderem auf das vermehrte recyclen von Papier zurückzuführen. Wir sammeln das Altpapier und können es so mehrmals wiederverwenden. Um 1,2 Millionen Tonnen Papier herzustellen, benötigt man jährlich ungefähr eine Millionen Tonnen Faserstoffe. In der Schweiz werden 90% davon aus Altpapier wiedergewonnen, was ein sehr guter Wert ist (Bundesamt für Umwelt BAFU, 2016). «Der Bedarf am Rohstoff Papier steigt weltweit stetig an – einhergehend mit dieser Entwicklung nimmt das Bewusstsein für eine nachhaltigere Papierproduktion gleichermaßen zu. Ohne den Einsatz von Papier in Printmedien, Verkaufs- und Transportverpackungen etc. können Nachrichten und Waren allerdings nicht vertrieben werden. Leider entstehen negative Klimaeffekte durch Waldbau, Holzernte und dem Transport.» (CREAPAPER, 2017).

Um den negativen Folgen des hohen Papierverbrauchs entgegenzuwirken, hat sich Uwe D’Agnone etwas einfallen lassen: Graspapier. Graspapier besteht zu gut 50% aus Gras. Dieses Gras stammt aber nicht von Weiden, wo die Kühe grasen, sondern von sogenannten Ausgleichsflächen. Dies sind Grasfelder, welche angebaut werden, wenn an anderen Orten Felder vernichtet werden, beispielsweise durch Autobahnbauten. Diese Ausgleichsflächen dürfen lediglich zwei bis dreimal jährlich gemäht werden, was zur Folge hat, dass das Gras so hoch wächst, dass die Tiere es nicht mehr fressen. Somit wird das für die Herstellung von Graspapier benutzte Gras nicht den Tieren weggenommen und findet somit eine ideale Verwendung. Das Heu wird anschliessend ohne Chemikalien in Pellets umgewandelt, damit es besser weiterverarbeitet werden kann. Ganz auf Holz verzichten kann man bei der Produktion von Graspapier jedoch noch nicht. Die restlichen 50% des Graspapiers bestehen aus Frischfasern aus Holz oder Altpapier. Man kann aber davon ausgehen, dass in den kommenden Jahren der Grasanteil noch deutlich steigen wird. Die Herstellung von Graspapier unterscheidet sich kaum von richtigem Papier, somit können auch die selben technischen Anlagen genutzt werden (Prosieben, 2018).

Die Einsatzmöglichkeiten von Graspapier (Quelle: Prosieben, 2018)

Die Vorteile von Graspapier gegenüber normalem Papier sind bestechlich und beeindruckend:

  • Bessere Ökobilanz als herkömmliches Papier
  • Bessere Bilanz bei Energie- und Wasserverbrauch (nur zwei Liter Wasser pro Tonne beim Graspapier im Gegensatz zu 5’000 Liter Wasser bei normalem Papier)
  • Geringerer Rohstoffverbrauch
  • 100 % schadstofffrei
  • Graspapier ist stabiler und reissfester als normales Papier
  • Kürzere Transportwege aufgrund regionalem Gras
  • Gras wächst schnell nach und da es von Ausgleichsflächen stammt, muss dadurch keine Kuh hungern
  • Der Verbraucher kann selbst entscheiden, wie er das Graspapier entsorgen will – entweder im Altpapier oder im Kompost
  • Minus 75% CO2-Emmisionen im Gegensatz zu Frischfaser aus Holz (Vockenhuber, 2017)

Ich bin der Meinung, dass dieses Graspapier ein äusserst ökologisches Gut ist. Wenn ich mir vorstelle, dass alle Papiertaschen, Kartonkisten, Pizzaverpackungen, Kaffeebecher, Postpakete usw. aus diesem nachhaltigen Material bestehen, sehe ich ein riesiges Potenzial darin. Ich würde mir wünschen, dass dieses Graspapier in den grossen Verkaufshäusern gebraucht wird. Dadurch könnten riesige Flächen von Wald geschützt werden und der Lebensraum der darin lebenden Tieren müsste nicht zerstört werden.

Gleichzeitig zu dieser tollen Alternative zu herkömmlichem Papier können wir aber auch allgemein beim Papierverbrauch sparen. Wie viele von uns bekommen täglich, wöchentlich oder jährlich Briefpost mit Werbung zugesendet, ohne diese auch nur eines Blickes zu würdigen? Durch abbestellen von unerwünscht zugestellten Kataloge und Prospekten kann man ganz einfach seinen eigenen ökologischen Fussabdruck reduzieren. Auch der Hinweis «Bitte keine Werbung» am Briefkasten schützt vor unnötiger Post. Wie viele von uns bekommen die Handy-Rechnung immer noch in Papierform zugesendet, obwohl eine E-Rechnung praktischer und zweckvoller wäre? In der heutigen Zeit bieten die meisten Unternehmen die Möglichkeit der E-Rechnung an, und wieder sind ein paar Seiten Papier gespart. Auch auf der Arbeit ist mir schon mehrmals aufgefallen, dass unnötig Papier ausgedruckt und teils mehrfach abgelegt wird. Digitales Ablegen von Dokumenten ist viel zeitgemässer. Mir ist jedoch bewusst, dass in einigen Branchen verschiedene Dokumente noch in Papierform vorliegen müssen. Und auch wenn wir etwas ausdrucken können wir darauf achten, dass wir das Papier beidseitig bedrucken oder das Ausgabeformat verkleinern (beispielsweise zwei Seiten auf eine), womit wir auch wieder ganz bequem zahlreiche Seiten einsparen können. Wenn wir unseren Papierverbrauch individuell herabsenken können wir schon sehr viel für unsere Umwelt machen. Mit oft schon kleinem Aufwand kann viel bewirkt werden (Naturzyt, 2017).

Ich werde jedenfalls von nun an darauf achten, dass ich Papier und Karton nicht mehr verschwende. Mich freut, dass ich schon mit kleinen Massnahmen etwas für die Umwelt tun kann. Und bestimmt werde ich künftig in den Kaufhäusern genauer hinschauen, ob die Lebensmittel schon in Graspapier eingepackt sind.

(Quelle: Farmstaat, 2017)

 

Quellen:

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