Fahrverbot für Dieselfahrzeuge – auch in der Schweiz?

In den vergangenen Wochen und Monaten konnte ich vermehrt aus den Medien entnehmen, dass in Deutschland künftig Dieselfahrzeuge aus den Städten verbannt werden können, wenn die Schadstoffwerte in der Luft zu hoch sind. Das hat das deutsche Bundesverfassungsgericht in Leipzig anfangs dieses Jahres entschieden. Es soll aber auch Ausnahmen geben, damit die Städte weiterhin beliefert werden können. Auch für Handwerker sowie für Blaulichtorganisationen soll es Ausnahmeregelungen geben. Grund für diese Massnahme ist der zu hohe Stickoxid-Gehalt in der Luft, wofür zu einem grossen Teil auch Dieselautos verantwortlich sind (Lungenliga 2015). «Stickstoffdioxid ist ein ätzendes Reizgas, es schädigt das Schleimhautgewebe im gesamten Atemtrakt und reizt die Augen. Durch die dabei auftretenden Entzündungsreaktionen verstärkt es die Reizwirkung anderer Luftschadstoffe zusätzlich. In der Folge können Atemnot, Husten, Bronchitis, Lungenödem, steigende Anfälligkeit für Atemwegsinfekte sowie Lungenfunktionsminderung auftreten.» (Umweltbundesamt 2017). Wie gefährlich eine zu hohe Stickstoffdioxid (NO2)-Belastung wirklich ist, zeigt eine Studie des deutschen Umweltbundesamtes. Laut dieser Studie existiert ein Zusammenhang zwischen der zu hohen NO2-Belastung und der Sterblichkeit der Bevölkerung, was eindeutig alarmierend ist (Umweltbundesamt 2017).

Ich finde diese Thematik äusserst spannend und es interessiert mich, ob auch in der Schweiz ein solches Dieselverbot eingeführt werden könnte. Als erstes analysierte ich die Schadstoffwerte in der Schweiz und war überrascht, wie oft der Grenzwert von 30 μg/m3 in den Schweizer Städten überschritten wurde. Um auf die hohe Luftbelastung durch NO2 in Schweizer Städten aufmerksam zu machen, hat der Verkehrsklub-Schweiz einen Stadtluft-Anzeiger in verschiedenen Städten montiert, unter anderem an der Heiliggeistkirche beim Bahnhof Bern. Die Auswertung dieser Messungen kann in untenstehender Abbildung entnommen werden und zeigt deutlich, dass der Grenzwert häufig überschritten wurde (VCS Verkehrs-Club der Schweiz, 2018).

Quelle: VCS Verkehrs-Club der Schweiz, 2018

Auch das Bundesamt für Umwelt stellt eine häufige Grenzwert-Überschreitung fest. Zwar ist die Luftqualität seit Mitte der 1980er-Jahre kontinuierlich besser geworden, jedoch wird die Gesundheit der Menschen und das Ökosystem immer noch geschädigt. Nicht zu Letzt, weil immer mehr Fahrzeuge auf den Schweizer Strassen unterwegs sind. «Zwischen 2000 und 2012 hat die Fahrleistung der Personenwagen um 18% zugenommen, diejenigen des Güterverkehrs auf der Strasse um 15%. Die Zahl der Neuzulassungen von motorisierten Strassenfahrzeugen erreichte 2012 mit 431’000 einen Höchststand» (Bundesamt für Umwelt BAFU, 2016). Die Belastung ist in der Schweiz geringer als in Deutschland. Da die gesetzlichen Grenzwerte trotzdem häufig überschritten werden, ist für mich ein Dieselverbot in Schweizer Städten dennoch angemessen und denkbar. Die Thematik wird umso wichtiger, wenn man bedenkt, dass heute schon mehr als die halbe Weltbevölkerung in Städten wohnt. Bis 2050 soll es bis zu 70% der Weltbevölkerung in die Städte ziehen (Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheit EDA, 2017). Wenn die Gesundheit all dieser Menschen langfristig geschützt werden soll, muss man also auch in der Schweiz über ähnliche Massnahmen nachdenken. Dennoch kann festgehalten werden, dass der Ausstoss der meisten Schadstoffe in den letzten Jahren in der Schweiz zurückgegangen ist. So ist auch der Ausstoss von Stickoxiden um 60% zurückgegangen. «Verglichen mit ähnlich dicht besiedelten Gebieten in Westeuropa ist der Schadstoffausstoss in der Schweiz pro Kopf deutlich geringer. Trotzdem kommt es in städtischen Gebieten und in der Nähe von stark befahrenen Strassen immer noch regelmässig zu Überschreitungen der gesetzlichen Grenzwerte.» (BAFU, 2016).

Im Modul Nachhaltige Wirtschaft (NAWI) haben wir ausführlich über die Sustainable Development Goals gesprochen. Auch die Schweiz möchte sich den 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung annehmen. Ich habe diese analysiert und mir überlegt, ob ein Dieselverbot unter eines dieser Ziele fallen könnte – und ich wurde fündig: «Ziel 11: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig machen.» (EDA, 2017). Und es wird noch konkreter: «Ziel 11 will die von Städten ausgehende Umweltbelastung pro Kopf senken, insbesondere mit Blick auf die Luftqualität und den Umgang mit Abfall.» (EDA, 2017). In diesem Punkt könnte sicherlich auch ein Dieselverbot in den Städten zur Zielerreichung beitragen. Das Thema Fahrverbot für Dieselautos wird in der Schweiz auch auf politischer Ebene diskutiert. Die Grüne Partei beispielsweise fordert sogenannte Umweltzonen, in welchen Fahrzeuge mit hoher Luftbelastung keine Zufahrt mehr haben dürfen. Thierry Burkart, Nationalrat und Vizepräsident des Touring Club Schweiz (TCS), ist aber davon überzeugt, dass diese Vorstösse im Parlament keine Chance haben werden. «Einerseits ist unsere Luftqualität besser als in vielen europäischen Städten. Andererseits sind Umweltzonen ohne Nutzen: Sie bringen nichts für eine bessere Luftqualität. Damit wäre etwa ein Verbot für Dieselfahrzeuge, in die Innenstädte fahren zu dürfen, unverhältnismässig.» (Schweizer Radio und Fernsehen SRF, 2018).

Abschliessend kann ich festhalten, dass ich ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge in deutschen Städten begrüsse. Dies aber wahrscheinlich nur, weil ich nicht direkt betroffen bin. Wenn ich ein Dieselfahrzeug hätte und regelmässig in deutsche Städte fahren müsste, wäre ich bestimmt nicht glücklich. Dies hätte nämlich zur Folge, dass ich ein neues Auto kaufen müsste. Wenn ich den finanziellen Verlust jedoch ausblende, macht ein solches Verbot aber durchaus Sinn. In der Schweiz ist so ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge auch denkbar, aber eher unwahrscheinlich. Im internationalen Vergleich steht die Schweiz gut da und die Schadstoffwerte sinken kontinuierlich. Vielmehr ist die Autoindustrie gefordert. «In der Schweiz, aber auch in Europa haben wir in Bezug auf die CO2- und Stickoxid-Emissionen einen Absenkungspfad vorgesehen. Deshalb werden die künftigen Dieselfahrzeuge deutlich weniger Abgase ausstossen.» (Schweizer Radio und Fernsehen SRF, 2018). Ich finde es aber wichtig, dass man über solche Themen diskutiert und das Ganze nicht schönredet. Auch wenn sich die Schweiz gut schlägt, sollten wir uns nicht ausruhen und versuchen, den Schadstoffausstoss noch mehr einzugrenzen. Denn sollte die Anzahl Fahrzeuge auf Schweizer Strassen weiter steigen und es die Menschen vermehrt in die Städte ziehen, sind wir alle schneller davon betroffen als uns Lieb ist.

 

Quellen:

 

Verpackungsabfall – was sind die Alternativen?

Wer Wirtschaft studiert kennt auch die vielseitigen Funktionen der Primär- und Sekundärverpackung, mit ihren Schutz-, Lager-, Verkaufs-, Transport- und etlichen weiteren Funktionen (TIS 2018). Das ist essentiell für ein Produkt, welches auf dem Markt überstehen will. Doch wer Wirtschaft studiert weiss mittlerweile auch, dass die Nachhaltigkeit ebenfalls immer wichtiger für ein Produkt ist. Ein Dilemma – oder kann man beides haben?

Zahlen zu der Verpackung:

Es ist meistens nicht die Verpackung an sich, welche beunruhigend ist, sondern die Menge die verwendet wird. Im Jahr 2015 hat Deutschland beispielsweise 18,2 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle produziert (UBA 2017). Dies entspricht in etwa dem Gewicht von 250 Millionen Menschen – bei 75kg – und beträgt somit das dreifache der aktuellen Bevölkerung Deutschlands. Glücklicherweise wurde davon auch 81% recycelt. Dies bedeutet aber immer noch eine Entstehung von 3.5 Millionen Tonnen von meist künstlichen Materialien aus Erdöl (xiaoyuliu1109 2016), welche die Umwelt nicht einfach so abbauen kann. Laut Expertenschätzungen befinden sich 100 bis 150 Millionen Tonnen Abfall in den Weltmeeren, wovon 60% unabbaubarer Plastikabfall ist (Nehls 2013) (Das entspräche dem Gewicht der ganzen Bevölkerung Europas oder 800 Mio. Menschen). Welche Wege würde es also geben, um diese Bilanz zu verbessern und wie effektiv sind diese?

Gegen das Problem kann vorgegangen werden:

Es ist klar, dass ein «Zero Waste»- Modell völlige Utopie und im heutigen Wirtschaftsleben gar nicht durchsetzbar wäre. Grundsätzlich gibt es aber mehrere bereits bestehende Lösungsansätze zu diesem Problem. Doch nicht alle sind wirklich das, was sie versprechen:

  1. «Tragetaschen aus Bio-Baumwolle»: Diese Taschen sind seit einigen Jahren im Trend und viele Menschen, wie meine Mutter, schwören auf diese Beutel und ihre Ökobilanz. Doch wie es sich herausstellt ist das alles nicht ganz so wie es scheint. Laut einer Studie der ETH wird bei der Herstellung einer Papiertüte ca. 60 Gramm, bei einer Plastiktüte 120 Gramm und bei einer Baumwolltasche 1’700 Gramm CO2 produziert (zehuijiang 2016). Also würde sich diese Tragetasche nach dem 15 Wiedergebrauch lohnen, doch Baumwolle hat noch andere negative Seiten, wie z. das Verschwinden des Aralsees (Synott 2015).
  2. «Vermeiden von kleinen Portionen»: Der Verbund von Kantonalen Energie- und Umweltfachstellen empfiehlt zudem grössere Verpackungen zu kaufen. Je weniger Inhalt eingepackt werden muss, desto mehr Verpackung muss im Vergleich geraucht werden (energie-umwelt 2018). Doch dieser Ansatz steht im Konflikt mit Food Waste, denn je mehr Essen man kauft, desto grösser ist die Chance, dass esnicht verbraucht wird.
  3. «Produkte in recyclebaren Umhüllungen kaufen»: Es gibt zu fast Allem Alternativen im Laden, welche in Glas, Holz oder Papier verpackt sind. Diese Materialien können dann durch Recycling wieder in den Umlauf gebracht werden und somit muss weniger Plastik produziert werden. Der Nachteil ist der Preis, weil dieser unterscheidet sich meist stark und ist somit für Viele schlicht zu teuer.

Die Menge an Abfall ist alarmierend. Es muss etwas dagegen gemacht werden, vor allem weil die Bevölkerung steigt und immer mehr produziert werden muss. Doch die politischen Mühlen mahlen langsam und es fehlt zurzeit an Initiative bei den Herstellern und den Einzelhändlern. Es bleibt nur die Zukunft abzuwarten und mit individual Leistung dagegen vorzugehen. Meiner Meinung nach sollte es längst wiederverwendbare Wiegetaschen für das Gemüse geben, doch dies wäre ein Thema für das nächste Mal.

Quellen:

(TIS 2018) http://www.tis-gdv.de/tis/verpack/funktion/funktion.htm (22.03.2018)

(xiaoyuliu1109 2016) https://designoekologie.wordpress.com/2016/05/31/schoene-verpackungen-oder-schoene-umwelt/ (22.03.2018)

(zehuijiang 2016) https://designoekologie.wordpress.com/2016/05/31/ist-bio-verpackung-umweltfreundlicher/ (22.03.2018)

(UBA 2017) https://www.umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/verwertung-entsorgung-ausgewaehlter-abfallarten/verpackungsabfaelle#textpart-3 (22.03.2018)

(DVI 2018) http://www.tag-der-verpackung.de/umwelt0.html (22.03.2018)

(Nehls 2013) http://www.deutschlandfunk.de/muellhalde-meer.697.de.html?dram:article_id=243197 (22.03.2018)

(Synott 2015) https://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article142448033/Wie-aus-dem-Aralsee-eine-Salzwueste-wurde.html (22.03.2018)

(energie-umwelt 2018) https://www.energie-umwelt.ch/abfall-recycling/was-noch-in-den-abfallsack-gehoert/746 (22.03.2018)

Quelle Bild :

https://www.cartridgesave.co.uk/news/10-absolutely-pathetic-packaging-fails/