Seit September hat die BFH eine neue Strategie Lehre mit dem Titel «Strategie Lehren und Lernen im digitalen Zeitalter».
Ist das eine Digitalisierungsstrategie für die Lehre, fragen Sie sich jetzt vielleicht? Für eine Antwort muss ich etwas ausholen
Bei der Digitalisierung in der Lehre geht es um mehr als um Tools. Im digitalen Zeitalter ändern sich die Rahmenbedingungen für Lehre:
- Die Studierendenschaft wird heterogener, die Bedingungen und Voraussetzungen für ein Studium werden vielfältiger.
- Die Kompetenzen, die in Arbeitswelt und Gesellschaft gefragt und gefordert sind, verändern sich.
- Der Stellenwert von Vernetzung steigt.
Genau hier setzt die neue Strategie mit ihren Handlungsfeldern Vielfalt, Future Skills und Vernetzung sowie den dazugehörigen Leitlinien an. Digitales Lehren und Lernen wird dabei als selbstverständlicher Bestandteil moderner Lehre betrachtet und Lehre insgesamt in den Blick genommen, deshalb kommen Begriffe wie «digital» oder «Digitalisierung» selten vor. Dennoch steckt in allen Handlungsfeldern viel Digitales drin:
Vielfalt: Lehre an der BFH wird Vielfalt gerecht.
Um den vielfältigen Bedingungen und unterschiedlichen Voraussetzungen von Studierenden gerecht zu werden, braucht es vermehrt flexibles Lernen in den Curricula (Strategieziel 1.1). Beim flexiblen Lernen entscheiden die Studierenden wie, was, wann, und wo sie lernen (HEA, 2015, S.1). Flexibilität kann zwar nicht nur über orts- und zeitunabhängiges und somit digitales Lernen gefördert werden, aber es führt kein Weg daran vorbei. An der BFH erfreut sich Lehre mit dem Flipped Classroom-Modell schon länger grosser Beliebtheit. Auch mit anderen Blended-Learning-Varianten kann Lernen noch flexibler werden. Da dies aber auch höhere Anforderungen an die Studierenden stellt, wird individuelle Betreuung und Begleitung umso wichtiger (Strategieziel 1.2). Und auch hier spielen digitale Möglichkeiten eine wichtige Rolle: Von Lernstandserhebungen, über Feedbacks bis zu Sprechstunden.
Future Skills: Lehre an der BFH bereitet auf zukünftige Lebens- und Arbeitswelten vor.
Wenn immer mehr Tätigkeiten digitalisiert werden und die Welt immer komplexer wird, benötigen Menschen andere Kompetenzen. Das sind zum einen natürlich digitale Kompetenzen. Daneben werden auch klassische überfachliche Kompetenzen noch wichtiger wie z.B. die 4K Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und Kritisches Denken. Mehr denn je sind sie Grundlage für lebenslanges Lernen und Innovation. Der Stellenwert dieser digitalen und nicht-digitalen Future Skills steigt neben dem sich rasch entwickelnden Fachwissen. Auch Future Skills sollen in den Curricula gestärkt (Strategieziel 2.1) und in allen Lehrveranstaltungen gefördert werden (Strategieziel 2.2). Und wie kann das konkret aussehen? Studierende bearbeiten z.B. Probleme aus der Praxis in Kleingruppen, sie präsentieren die Ergebnisse Praxispartnerinnen und -partnern u.a. anhand von Kurz-Videos und reflektieren anschliessend ihre Zusammenarbeit und ihren Lernprozess in einem E-Portfolio.
Vernetzung: Lehre an der BFH ist vernetzt und interdisziplinär.
Vernetzung ist das Prinzip der digitalen Transformation. Im digitalen Zeitalter ist sie einfacher, weitreichender und selbstverständlicher geworden. Als lernende Organisation legt die BFH auch in der Lehre grossen Wert auf Austausch, Kooperation und Kollaboration – sowohl intern, als auch extern. So kann die Lehre profitieren von der (digitalen) Vernetzung ihrer Akteure und einer Kultur des Teilens (Strategieziel 3.2). Die Austausch- und Vernetzungsplattform «Virtuelle Akademie» wird hier eine Schlüsselrolle spielen: Hier finden Lehrende der BFH in Kürze Good-Practice Beispiele, freie Bildungsressourcen (OER) und einen virtuellen Raum, um Erfahrungen und Ideen auszutauschen. Und wenn interdisziplinäre Lehre gefördert (Strategieziel 3.3) oder das Lehrangebot gar mit externen Partnerinnen und Partnern ausgebaut wird (Strategieziel 3.4), dann dank digitaler Kooperationen.
Ist das jetzt also eine Digitalisierungsstrategie für die Lehre? Nein, insofern, als es nicht einfach nur darum geht, Lehre an der BFH digitaler zu machen, sondern sie insgesamt zukunftsweisend auszurichten. Andererseits: Die digitale Transformation ist überall und deshalb auch in der Lehre allgegenwärtig: in Zielen, Inhalten, Methoden, Kompetenzen, Werkzeugen, in der Zusammenarbeit, in den sich wandelnden Rahmenbedingungen – mal mehr, mal weniger, mal explizit, mal implizit. Aber dabei ist sie immer.

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